Forschendes Lehren und Lernen

Die Universität ist im Humboldtschen Verständnis eine Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden. Mit dem Bildungsauftrag der wissenschaftliche Ausbildung und ihrer Aufgabe neues Wissen zu generieren, dieses weiter zu geben und Nachwuchswissenschaftler zu fördern, gilt damit per se das Prinzip der lernenden Forschungsgemeinschaft (Euler, 2005; Huber, 2009; Reiber, 2007).

So bildet die Universität nicht nur für die eigene Wissenschaft aus, sondern auch für Forschungsbereiche außerhalb der Hochschule. Um in diesen Tätigkeitsfeldern bestehen zu können, sind geeignete Kompetenzen unabdingbar, die durch das Studium und die Lehre an der Universität aufgebaut werden müssen und können (Tippelt, 2007; Reiber, 2007, Reiber & Tremp, 2007).

Der Ansatz des Forschenden Lehrens und Lernens ergibt sich jedoch nicht nur auf Grund des Bildungsauftrags der Universität, sondern bietet gleichermaßen Potenziale für handlungsorientierte, nachhaltige und studierendenzentrierte Lehre. Durch die Identifikation und Generierung von Fragestellungen, die eigenständige Planung von Projekten, die Koordination im Team, Auswahl von Methoden und Vorgehen, Interpretation und Umgang mit Ergebnissen etc. wird eine Vielzahl von Lernzielen, Schlüsselqualifikationen und Kompetenzen gefördert. Diese beziehen sich nicht nur auf die kognitive Ebene (Verarbeitung von und komplexer Umgang mit Wissen), sondern zugleich werden affektive Ziele (Einstellung zur Disziplin, Reflexivität) oder auch konkrete kontextspezifische Fertigkeiten gefördert.

Weiterhin unterstützt das Konzept des Forschenden Lehrens und Lernens das Verständnis einer handlungs- und lernendenorientierten Lehre, indem „praktische Problemstellungen als Ausgangspunkt für eine explorative Erarbeitung von theoriebasierten Problemlösungen“ (Euler, 2005, S.268) Grundlage des Lehrens und Lernens sind. Studierende werden als aktive Partner eingebunden. In den Lehrveranstaltungen setzen sie sich differenziert mit den Lehrinhalten auseinander und tauschen sich sowohl mit Lehrenden als Forscher als auch mit Kommilitonen/innen aus. Durch das Konzept des Forschenden Lernens sollen Studierende Forschung nicht nur rezipieren, sondern ihr selbständiges wissenschaftliches Arbeiten soll angeregt und gefördert werden. Dies erstreckt sich sinnvoller Weise mit steigernder Komplexität über das Studium hinweg, so dass bereits von Beginn an durch das eigenständige Entwickeln und Definieren von Forschungsfragen Studierende dazu angeregt werden, entsprechende Kompetenzen und Einstellungen zu entwickeln.